NSG "Tüdderner Fenn" & Biberland

Der Biberdamm
Der Biberdamm

Das Wetter ist herrlich: Es ist bitter kalt und die Sonne strahlt von einem tief blauen Himmel hinunter. Obwohl die Lichtverhältnisse gut sind, ist das Fotografieren nicht ganz leicht. Ob Sucher oder Display der Kamera …. alles beschlägt. Auch die Brille will nicht so recht klar bleiben. Nach dem Motto: „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ begebe ich mich auf Fotojagd. Der Autofokus wird`s schon richten. Mit ein wenig technischem Können und Verstand wird wohl alles gut klappen ...

 

Die Tour führt mich heute ins Naturschutzgebiet "Tüdderner Fenn". Es befindet sich im Kreis Heinsberg  in der Nähe der Ortschaft Tüddern, die der Gemeinde Selfkant angehört und erstreckt sich über eine Fläche von ca. 58 Hektar. Das Gebiet liegt östlich von Tüddern, südlich von Hoengen, westlich von Süsterseel und nördlich von Wehr. Es handelt sich um eine Versickerungsfläche des Rodebachs. Der Rodebach bildet eine natürliche Grenze im südlichen Verlauf des NSGs.

 

 

Die Fläche besteht aus einem Wald, der sich aus Laub- und Nadelbäumen zusammensetzt. Mehrere Teiche liegen in diesem Bereich. Das Gebiet ist Teil eines langen zusammenhängenden Naturschutzgebietes im Bachtal, das sich von der Brunssumer Heide bis Millen erstreckt. Von Osten schließt es an die Gangelter Heide und nach Westen an die Schwienswei bei Sittard an.

(Quelle: Wikipedia)

 

(Info: Alle Fotos wurden mit einer Sony RX10 MI gemacht & lassen sich durch Anklicken vergrößern)

 

Ich besuche zuerst einen der Teiche. Es ist in der frühen Stunde noch relativ dunkel. Unter meinen Schuhsohlen knirscht und knackt es. Es sind die Laute des Eises und des Schnees, die mich begleiten. Die Sonne lugt durch die Bäume hervor und bringt langsam Licht ins Dunkle.

 

Der Teich & eisige Flächen:

Der Schnappschuss
Der Schnappschuss

Von dort will ich das Gebiet des Bibers besuchen. Dabei gehe ich am Rodebach entlang. Plötzlich fliegt ein blaues „Etwas“ aus dem Gehölz. Es ist ein Eisvogel. Ich kann mein Glück kaum fassen und zücke die Kamera.

Es gelingt mir zunächst wenige Aufnahmen zu machen. Der blaue Edelstein fliegt nämlich nach einer kurzen Zeit weiter. Noch den wunderschönen Vogel im Kopf erreiche ich das „Biberland“. In diesem Bereich des Rodebachs hat der zweitgrößte Nager der Erde ganze Arbeit geleistet. Bäume liegen überall herum. Ein von ihm gebauter Damm hat einen kleinen Wasserfall gebildet. Durch die eisige Kälte haben sich schöne Eisskulpturen geformt. Wenn man sich dieses Gebiet genauer anschaut, hat man förmlich das Gefühl, weit weg von Zuhause zu sein.

 

 

Biberland:

Biberspuren
Biberspuren

 

 

Ich kehre um, um ans andere Ufer des Rodebachs zu gelangen. Hier scheint die Sonne ungehindert aufs Land und sorgt für ein wenig Wärme. Dies hat sich der Eisvogel auch zunutze gemacht und sitzt auf einem über das Wasser ragenden Ast und genießt sichtlich die wärmenden Strahlen unseres Sonnensterns. Der fliegende blaue Edelstein beobachtet mich genau und merkt, dass von mir keine Gefahr ausgeht und macht keinerlei Anstalten wegzufliegen. Im Gegenteil: Hier ist es viel zu schön und einen solch tollen Platz an der Sonne muss man ja schließlich auskosten. Ich schieße fleißig Fotos, denn diesen Augenblick bekommt man so leicht nicht wieder geschenkt.

 

 

 

 

 

Der Eisvogel - Ein fliegender blauer Edelstein:

Ich gehe weiter und komme an einer alten Brücke vorbei. Es ist eine alte Bahnbrücke, die ehemals zur Kreiseisenbahn Heinsberg gehörte.

 

Die alte Bahnbrücke
Die alte Bahnbrücke

Foto: Archiv KWH
Foto: Archiv KWH

Geschichtliches:

(Achtung, alte Rechtschreibweise)

 

Die heutige Strecke der Selfkantbahn ist das Reststück einer kreiseigenen Kleinbahnstrecke, der Geilenkirchener Kreisbahnen (GKB).

 

Schon 1852 erhielt Geilenkirchen seinen Bahnanschluß durch den Bau der Hauptbahn Düsseldorf - Aachen. Sieht man von dieser Nord-Süd-Verbindung und der 1890 eröffneten Nebenbahn Lindern - Heinsberg ab, blieb das Gebiet des Kreises Geilenkirchen, heute Bestandteil des Kreises Heinsberg, von der Eisenbahn unerschlossen.

 

Am 4. März 1895 faßte der Kreistag den Beschluß, eine meterspurige Kleinbahn in Ost-West-Richtung von Alsdorf über Geilenkirchen nach Wehr zu bauen. Planung und Bau übertrug man dem Stettiner Eisenbahnkonzern Lenz & Co., der auch schon die Kreisbahnen in den Kreisen Bergheim und Euskirchen erbaut hatte. Auf eigene Kosten übernahm Lenz & Co. den Weiterbau von Wehr zum Bahnhof Tüddern unmittelbar an der niederländischen Grenze. Eine projektierte Verlängerung über die Grenze hinaus nach Sittard mit Anbindung an die niederländische Staatsbahn, zuletzt im Rahmen einer "Heinsberger Kreisbahn" von Heinsberg nach Sittard, konnte nie verwirklicht werden. Die Streckenlänge betrug 38 km. Betriebsmittelpunkt war der Kreisbahnhof in Geilenkirchen, wo sich neben der Werkstatt auch die Übergabegleise zur Staatsbahn befanden. Der Endbahnhof in Alsdorf war ein Gemeinschaftsbahnhof mit der ebenfalls meterspurigen Aachener Kleinbahn, der späteren Aachener Straßenbahn. Ein Anschlußgleis führte dort in die nahegelegene Steinkohlengrube Anna II.

 

Am 7. April 1900 wurde der Bahnbetrieb feierlich eröffnet. Die Westdeutsche Eisenbahngesellschaft (WEG), eine Tochtergesellschaft von Lenz & Co., übernahm die Betriebsführung. Der Verkehr entwickelte sich gut; bald wurden von anderen WEG-Bahnen zusätzliche Wagen und die leistungsfähigen Dampflokomotiven der Bauart Mallet nach Geilenkirchen überstellt, die für die nächsten Jahrzehnte das Gesicht der GKB prägen sollten. Die Hauptaufgabe der GKB im Güterverkehr war die An- und Abfuhr von landwirtschaftlichen Produkten, da es nur wenige Industrieansiedlungen entlang der Strecke gab. Die GKB versuchte schon früh, den Betrieb zu rationalisieren: 1936 wurde ein Dieseltriebwagen für den Personenverkehr beschafft, 1938 im Güterverkehr der Rollwagenbetrieb eingeführt.

 

Im Zweiten Weltkrieg wurden Fahrzeuge und Anlagen stark beschädigt; unter anderem war in den letzten Kriegstagen im Raum Geilenkirchen die Brücke über die Wurm gesprengt worden. Unter großen Mühen kam der Betrieb wieder in Gang. 1949 wurde das Gebiet der heutigen Gemeinde Selfkant unter niederländische Verwaltung gestellt (Rückgliederung 1963) und der dort gelegene Streckenabschnitt Gangelt - Tüddern stillgelegt.

 

Foto: Archiv Selfkantbahn
Foto: Archiv Selfkantbahn
Foto: Archiv Kaiser
Foto: Archiv Kaiser

 

Trotz des Einsatzes von modernen Triebwagen auf dem verbliebenen Abschnitt ließ sich die Abwanderung der Fahrgäste auf die Straße nicht verhindern, und so wurde der Personenverkehr Geilenkirchen - Alsdorf 1953 und Geilenkirchen - Gangelt 1960 eingestellt. Die Kreisbahn konzentrierte sich zunehmend auf den Transport von Zuckerrüben und Kunstdünger. Dazu wurden von anderen stillgelegten Kleinbahnen zusätzliche Rollböcke und Rollwagen beschafft, die Dampfloks abgestellt und durch zwei Diesellokomotiven ersetzt. So überlebte die GKB die meisten Meterspurbahnen in Deutschland. Ende der sechziger Jahre war aber die baldige Stillegung des Restbetriebes abzusehen und eine aufwendige Überarbeitung der Strecke zudem nicht länger aufschiebbar. 1969 wurde nur noch der Abschnitt Geilenkirchen - Gangelt betrieben. In diesem Jahr gab es dann die ersten Bestrebungen zur Aufnahme eines Museumsbetriebes auf der Strecke der GKB. Der restliche Güterverkehr auf der Strecke nach Schierwaldenrath wurde schließlich zum 1. Juli 1971 eingestellt, lediglich im Bahnhof Geilenkirchen verblieb noch ein Rangierbetrieb mit aufgeschemelten Normalspurwagen für Kunstdünger bis Mitte 1973.

(Quelle Text & Fotos: https://www.selfkantbahn.de/selfkantbahn/die-geilenkirchener-kreisbahnen)

 

Foto: Wikipedia / Der Bahnhof von Geilenkirchen im Jahre 1899
Foto: Wikipedia / Der Bahnhof von Geilenkirchen im Jahre 1899

Mein nächstes Ziel ist das Rodebachgebiet, das zurzeit zwischen Selfkant-Wehr und Selfkant- Tüddern renaturiert wird.

 

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Zur Info ein Auszug aus dem Protokoll der 12. Sitzung (es handelt sich dabei um eine öffentliche Sitzung) des Naturschutzbeirats:

 

... Dem Kreis Heinsberg als untere Naturschutzbehörde gehören in den Gemarkungen Wehr und Tüddern bereits seit Beginn der 1990er Jahre ca. 21 ha Flächen. Vor ca. 3 Jahren hat diese Behörde im unmittelbaren Umfeld der bestehenden Flächen weitere Wiesenflächen erwerben können, die als Tauschflächen zum Eintausch weiterer Flächen unmittelbar an den Rodebach dienen sollten. Zwischenzeitlich konnten diese zum Tausch erworbenen Flächen nochmals so vertauscht werden, dass nun die Möglichkeit gegeben ist, eine Renaturierung durchzuführen. Mit den neuen ausgetauschten Flächen gibt es nun eine passende Möglichkeit, aus dem kanalisierten Rodebachbett an einer geeigneten Stelle auszuscheren und einen bestehenden Altarm des Rodebachs in die Renaturierung einzubeziehen. Darüber hinaus stellt die Gemeinde Selfkant weiter Flächen von ca. 4 ha für eine Renaturierung zur Verfügung. Damit ergibt sich die Gelegenheit, ca. 1,6 km kanalisierten Rodebach in mäandrierender Form auf rund 2,5 km über Wiesen- und Forstflächen zu renaturieren. Anders als im Gangelter Bruch ist die Wasserführung hier auch bei Dürre mit rund 200-300 Liter je Sekunde gesichert. Mit dem Aushub soll u.a. der Rodebachkanal verfüllt und später aufgeforstet werden.

 

Bei den von der Renaturierung betroffenen Flächen handelt es sich vorwiegend um Wiesenflächen, die bereits seit vielen Jahren ohne Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln bewirtschaftet werden, sowie um Forstflächen, die ca. vor 15 Jahren zum Teil mit Erle und Kirsche sowie Hainbuche aufgeforstet wurden. Darüber hinaus sind ca. 15 jährige Pappelflächen betroffen, meist mit starkem Brombeerbewuchs, sowie noch ein Restbestand von hiebsreifen Pappeln.....

 

….. Die Planung und Ausführung der Maßnahme wird in Kooperation zwischen der unteren Naturschutzbehörde und der Wasserbehörde vorgenommen. …..

 

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Das Renaturierungsgebiet:

 

Es bleibt sehr spannend. Ich bin neugierig, wie das Ganze bei Abschluss der Arbeiten ausschauen wird. Es ist nicht auszuschließen und sogar sehr wahrscheinlich, dass hier weitere Tierarten ein neues Zuhause finden und sich längerfristig ansiedeln werden.

 

Die Tour neigt sich dem Ende entgegen. Sie war schön und ereignisreich. Mit neu gewonnenen Eindrücken kehren ich nach Hause zurück und freue mich bereits auf das nächste Fotoabenteuer....

 

Die letzten Eindrücke einer schönen Tour ...:

 

"Wer sich für die Natur keine Zeit nimmt, wird sie auch nie richtig verstehen lernen."

(Homepageherausgeberin, *1966)

 

 


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